Pfegeformen für Gründächer

Pflege & Wartung ist kein Zusatz, sondern Voraussetzung .

 

Ein Gründach funktioniert nur dann langfristig, wenn es richtig betreut wird.

Dazu haben sich in Fachkreisen bestimmte Pflegekonzepte bewährt.

 

In unserem Aufklappmenu finden Sie nähere Infos zu den wichtigsten Pflegestufen: 

 

Fertigstellungspflege

Pflegeintervall:1-2 mal nach Baufertigstellung bis zur Bauabnahme. Gewährleistung obliegt der Baufirma


Anwuchssicherung direkt nach Begrünung


Die Fertigstellungspflege ist Bestandteil der Leistungsbeschreibung nach DIN 18919.

Sie beginnt unmittelbar nach dem Einbau der Begrünung und umfasst alle Maßnahmen zur Stabilisierung und Sicherung der hergestellten Fläche.

In dieser Phase werden sichtbare Mängel korrigiert, Reste der Baustelle entfernt und aufkeimende Fremdvegetation entnommen.

Ebenso wird geprüft, ob die Vegetation gleichmäßig verteilt anwächst und ob Substrat, Filterlagen und Pflanzträger intakt und funktionsfähig angelegt wurden.

Kleinere Nachbesserungen wie das Nachfüllen von Substrat oder das Schließen von Pflanzlücken gehören ebenfalls zur Aufgabe.

Die Fertigstellungspflege ist Voraussetzung für die Anwachsgarantie durch das ausführende Unternehmen.

Sie endet mit einer Sichtkontrolle oder Teilabnahme und bildet die Grundlage für die anschließende Entwicklungspflege.


  • Feuchtekontrolle und ggf. erste Maßnahmen zur Stabilisierung
  • Entfernung von Baustellenrückständen
  • Erste Unkrautkontrolle
  • Kleinflächige Nachbesserung von Vegetation oder Aufbau
  • Dokumentation bei erkennbarem Handlungsbedarf

Entwicklungspflege

Pflegeintervall: 1–2 Jahre, 2x/Jahr


Etablierung einer geschlossenen Vegetation

Die Entwicklungspflege folgt unmittelbar auf die Fertigstellungspflege und ist ebenso in der DIN 18919 geregelt.

Sie dient dem Aufbau einer stabilen, flächendeckenden Pflanzengesellschaft, wie sie in der Planung vorgesehen ist.

In dieser Phase sind regelmäßige Kontrollgänge notwendig, um frühzeitig auf Lücken, Erosion oder Dominanz einzelner Arten reagieren zu können.

Nachsaaten oder gezielte Nachpflanzungen werden eingesetzt, um Fehlstellen zu schließen oder gewünschte Arten zu stärken.

Gleichzeitig wird unerwünschter Fremdbewuchs konsequent entfernt, bevor sich konkurrenzstarke Arten dauerhaft etablieren können.

Die Pflegeintervalle richten sich nach Standort, Aufbauhöhe und Wetterlage und können mehrere Einsätze pro Jahr erforderlich machen.

Am Ende dieser Phase steht eine gesicherte Vegetationsdecke, die funktional und pflegbar ist – Voraussetzung für den Übergang zur Unterhaltungspflege.


  • Gezielte Nachsaat oder Nachpflanzung zur Schließung von Lücken
  • Förderung standortgerechter Arten durch Schnitt oder Lenkung
  • Regelmäßige Entfernung von aufkommendem Fremdbewuchs
  • Beobachtung der Pflanzenentwicklung in Abhängigkeit von Aufbau und Klima
  • Dokumentation auffälliger Vegetations- oder Standortveränderungen
Unterhaltungspflege

Pflegeintervall: Extensiv: 1–2 x jährlich. Intensiv: 2-4 x jährlich und nach Dachtyp


Dauerhafte Pflege für Funktion, Sicherheit & Optik


Die Unterhaltungspflege beginnt nach Abschluss der Entwicklungspflege und wird dauerhaft fortgeführt.

Sie dient dem langfristigen Erhalt aller Funktionen des Gründachs – von der Wasserrückhaltung bis zur Vegetationssicherung.

Zu den wichtigsten Aufgaben zählen der fachgerechte Rückschnitt der Vegetation, die Kontrolle technischer Komponenten und die Entfernung von Gehölzsämlingen.

Auch Substratverlagerungen, Randbereiche oder Kieszonen müssen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls instand gesetzt werden.

Bei Dachbegrünungen mit Photovoltaikanlagen oder Retentionssystemen gelten zusätzliche Anforderungen an Zugänglichkeit, Dokumentation und Sicherheit.

Die Unterhaltungspflege ist für Eigentümer und Betreiber rechtlich verpflichtend und wird bei Schäden oder Ausfällen von Versicherungen und Förderstellen häufig überprüft.


  • Regelmäßiger Rückschnitt zur Stabilisierung der Pflanzendecke
  • Entfernung von Gehölzsämlingen und konkurrenzstarken Wildkräutern
  • Reinigung und Sichtprüfung der Entwässerungselemente
  • Kontrolle von Randbereichen, Aufbauten und Sicherheitszonen
  • Fotodokumentation und Pflegeprotokolle zur Nachweisführung
Erstpflege nach Pflegeausfall

Pflegeintervall: einmalige Maßnahme bei Bedarf


Rückführung vernachlässigter Dächer in pflegbaren Zustand


Die Erstpflege nach Pflegeausfall wird notwendig, wenn ein Gründach über einen längeren Zeitraum nicht fachgerecht betreut wurde.

Typische Anzeichen sind dichter Fremdbewuchs, Gehölzsämlinge, verfilzte oder verkrautete Flächen, überwachsene Technikzonen und nicht mehr erkennbare Pflanzstrukturen.

Im Unterschied zur regulären Pflege geht es bei der Erstpflege um die Wiederherstellung eines kontrollierbaren Zustands, auf dem spätere Maßnahmen aufbauen können.

Die Vegetation wird stark zurückgeschnitten, um Licht und Raum für gewünschte Arten zu schaffen.

Auch Sicherheits- und Entwässerungsbereiche müssen wieder freigelegt und dokumentiert werden.

Je nach Zustand kann die Erstpflege in mehreren Schritten erfolgen und mit gezielten Nachbesserungen kombiniert werden.

Sie bildet die Voraussetzung für die Rückführung in die reguläre Unterhaltungspflege.


  • Starker Rückschnitt zur Entlastung und Lichtöffnung
  • Entfernung von Wildwuchs, Filz, Moos oder Mulm
  • Freilegung und Kontrolle technischer Komponenten
  • Sichtung und Bewertung des Bestandszustands
  • Erstellung einer Empfehlung zur Folgebetreuung
Intensivpflege

Pflegeintervall: ein- bis zweimalig, bei starker Verwilderung


Wiederherstellung bei starker Verwilderung (ohne Neuaufbau)


Die Intensivpflege ist eine aufwändigere Maßnahme zur Wiederherstellung von Dachbegrünungen, die deutlich aus dem Gleichgewicht geraten sind, aber noch nicht saniert werden müssen.

Sie wird vor allem dann eingesetzt, wenn die Pflanzdecke stark verfilzt oder verunkrautet ist, die Artenvielfalt stark zurückgegangen ist oder technische Funktionen beeinträchtigt sind.

Häufig kommt sie zum Einsatz bei Dächern, die über mehrere Jahre nicht gepflegt oder falsch betreut wurden – etwa durch ausbleibende Rückschnitte, falsche Düngung oder ungewollte Gehölzentwicklung.

Durch mechanischen Tiefschnitt, gezielte Ausdünnung und Entfernung störender Aufwüchse wird die Vegetation geöffnet und zur Regeneration angeregt.

Auch Substratanalysen, Sedimentkontrollen oder Drainageräumungen können Teil der Maßnahme sein.

Nach Abschluss empfiehlt sich die engmaschige Nachpflege, um den stabilisierten Zustand zu sichern.


  • Mechanischer Rückschnitt bis zur Substratoberfläche
  • Gezielte Ausdünnung von dominanter Vegetation
  • Entfernung von Fremdsubstraten, Moosfilz oder Laubauflagen
  • Kontrolle von Technik, Randeinfassungen und Speicherschichten
  • Dokumentation des Zustands vor und nach der Maßnahme
Sanierung

Pflegeintervall: einmalig bei Totalausfall


Vollständiger Neuaufbau bei technischen oder pflanzlichen Totalausfällen


Eine Sanierung ist erforderlich, wenn ein Gründach nicht mehr funktionsfähig ist und weder durch Pflege noch durch Intensivmaßnahmen erhalten werden kann.

Typische Ursachen sind anhaltende Vernachlässigung, massive Fehleinsaat, Wurzeleinwuchs in die Abdichtung, technisches Versagen von Retentions- oder Entwässerungssystemen oder irreversible Substratveränderungen.

In diesen Fällen muss die gesamte Vegetation samt Substrat, Trenn-, Filter- und Speicherschichten entfernt und die Dachabdichtung freigelegt werden.

Vor dem Wiederaufbau ist eine fachkundige Abdichtungsprüfung sowie die Planung eines standortgerechten Neuaufbaus erforderlich.

Sanierungen sollten immer durch qualifizierte Fachbetriebe durchgeführt werden, da Fehler bei Aufbau oder Entwässerung zu erheblichen Folgeschäden führen können.

Die anschließende neue Begrünung unterliegt wieder den Phasen der Fertigstellungs-, Entwicklungs- und Unterhaltungspflege.


  • Abtrag aller vorhandenen Begrünungs- und Funktionsschichten
  • Sichtprüfung oder Dichtigkeitsprüfung der Dachabdichtung
  • Planung und Aufbau eines neuen Begrünungssystems
  • Wiederherstellung technischer Sicherheit und Wasserführung
  • Beginn einer neuen Pflegeabfolge ab Einbau
Biodiversitätsdach-Pflege

Pflegeintervall: abschnittsweise, 1× jährlich oder seltener


Ökologische Vielfalt langfristig erhalten


Die Biodiversitäts-Pflege richtet sich an Gründächer, bei denen Artenvielfalt, Habitatstruktur und ökologische Qualität gezielt gefördert und erhalten werden sollen.

Solche Dächer enthalten oft Wildpflanzen, Nisthilfen, Totholz, Kleinstrukturen oder gezielt eingebrachtes Substratmaterial mit hohem Lebensraumwert.

Damit sich diese Vielfalt langfristig etablieren kann, müssen Eingriffe besonders differenziert erfolgen – sowohl zeitlich als auch räumlich.

Typisch sind abschnittsweise durchgeführte Pflegemaßnahmen, bei denen einzelne Dachbereiche bewusst unberührt bleiben, um Rückzugsräume für Insekten, Spinnen oder Brutvögel zu sichern.

Der Pflegeansatz folgt hier nicht rein technischen Zielen, sondern orientiert sich an naturschutzfachlichen Prinzipien.

Oft ist die Biodiversitäts-Pflege auch Bestandteil kommunaler Förderprojekte oder städtebaulicher Ausgleichsmaßnahmen.

Eine fundierte Bestandskenntnis, regelmäßige Beobachtung und Fingerspitzengefühl bei der Umsetzung sind hier entscheidend.


  • Abschnittsweiser Rückschnitt in mehrjährigen Intervallen
  • Erhalt von Kleinstrukturen, Wildkräutern und natürlichen Sukzessionen
  • Schonung bestimmter Bereiche während Brut- oder Aktivitätszeiten
  • Keine flächige Entfernung von Aufwuchs oder Mulm
  • Langfristige Beobachtung und dokumentierte Entwicklung
boto
Retentionsdach-Wartung

Pflegeintervall: mindestens 1× jährlich, teils verpflichtend


Erhalt der Regenrückhaltefunktion


Die Retentionspflege betrifft Gründächer, die speziell für die Regenwasserrückhaltung oder gedrosselte Ableitung konzipiert wurden – sogenannte Retentionsdächer.

Hier steht neben der Pflanzendecke vor allem die technische Funktion im Fokus: das Zwischenspeichern, Verzögern oder gezielte Ableiten von Niederschlägen.

Damit diese Funktion dauerhaft erfüllt wird, müssen alle technischen Bauteile regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden – insbesondere Retentionsdrosseln, Notüberläufe und Sedimentzonen.

Einwachsungen, Verschlammungen oder unerwünschter Pflanzenbewuchs können die Rückhalteleistung deutlich verringern oder zu Schäden führen.

Auch der Bewuchs selbst muss angepasst gepflegt werden: Flachwurzler sind zu bevorzugen, großvolumige Vegetation oder Gehölze zu vermeiden.

Die Retentionspflege unterliegt in vielen Städten rechtlichen Vorgaben oder wird im Rahmen von Förderprogrammen regelmäßig überprüft.

Eine dokumentierte Pflege ist daher auch für den Fördererhalt und die Betriebssicherheit unerlässlich.


  • Regelmäßige Sichtung und Reinigung von Drossel- und Ablaufbauwerken
  • Entfernung von Sediment, Laub und wurzelnden Aufwüchsen
  • Pflege der Vegetation im Hinblick auf flächige Wasserdurchlässigkeit
  • Freihalten von technischen Schächten, Kieszonen und Kontrollpunkten
  • Dokumentation der Maßnahmen zur Nachweisführung gegenüber Behörden

Mehr erfahren zur klassischen Gründachpflege & Wartung